automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

30. September 2008 14:59

Guten Tag,

und wieder habe ich eine Frage bzgl. Navision und Währungen. Vorab: bin (noch ;-) ) kein wirklicher Navision-Experte. Das nachfolgende Problem wurde mir im Vergleich zu anderen Buchhaltungssystemen herangetragen und ich konnte eigentlich kaum glauben, dass dies bei Navision standardmässig so gegeben sein soll.

Sachverhalt: Eine Firma (Abschluss in Euro) kauft z.B. gegen Rechnung am 1.1. sich Waren aus dem Ausland Artikel für 500 Phantasiedollar im Gegenwert zu 300 Euro. Es wird kein Fixum zum Wechselkurs, o.ä. vereinbart, der Geschäftsfall wird vielmehr selbst in Fremdwährung getragen.

Bis die Rechnung am 1.2. bezahlt wird hat sich jedenfalls der Wechselkurs geändert und 500 Phantasiedollar sind jetzt aber 400 Euro wert. Es wäre zu erwarten, dass, z.B. wenn die Rechnung bezahlt wird eine (automatische) Ausgleichsbuchung zu einem bestimmten Ereignis (z.B. z.B. hier bei Zahlung, bei Abschluss, bei Anlagenbuchhaltungen berücksichtigung bei Abschreibungen, oder eben z.B. über einen einfachen turnusmässig durch den Anwender zu startenden Assistenten) ausgelöst wird, sodass über ein Konto für Kursdifferenzen (bei DATEV SKR 04 beispielsweise 6880) eine Ausgleichsbuchung erzeugt wird, damit z.B. in der Bilanz die 100€ Differenz wieder ausgeglichen werden. Historische Wechselkurs-DB liegt wohl vor.

Problemstellung: ich habe hier eine Diskussion mit einem Dienstleister, dass Navision dies standardmässig so nicht (automatisch) könnte, bzw. dass eine Individualprogrammierung notwendig wäre, Währungs-/Kursdifferenzen also manuell herausgesucht und selbst gebucht werden müssen (wie auch immer das in einem entsprechend grossen ERP dann nachträglich so ermittelt werden soll, dass eben für jeden Geschäftsfall auch der jeweilige Differenzbetrag vorliegt).

Ist dies ernsthaft so?

Die Fragestellung bezieht sich auf Navision / Dynamics 5.

Folgende andere Buchhaltungssysteme/ERPs, etc. können dies - z.B. über einen Vorschlagsassistenten oder sogar "life" während des Geschäftsvorfalls/Abschlusses- mindestens halbautomatisch korrigieren (gerade eben ergoogelt):

- DATAC Fibu
- BUSINESS NAVIGATOR
- PerfektFiBu
- KHK Office Line ReWe
- DATEV ReWe (nur halbautomatisch über den Umweg des Skonto-Assistenten und Umbuchung auf Kursdifferenz)
- HitS Business / Financials
- SAP R/3
- Syska
- GDI
- Actindo ERP2

Und bei Nav5 soll das nicht oder nur mit Individualprogrammierung gehen? Kann es sein, dass hier evt. ein Modul fehlt oder mangels Know-How nur falsch konfiguriert ist?

Vielen Dank im Voraus für jegliche Hinweise.

Viele Grüße
Dolphin

Änderung: Tippfehler beseitigt

Re: automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

2. Oktober 2008 11:42

Hallo Dolphin,

Dolphin hat geschrieben:Und bei Nav5 soll das nicht oder nur mit Individualprogrammierung gehen? Kann es sein, dass hier evt. ein Modul fehlt oder mangels Know-How nur falsch konfiguriert ist?


das siehst Du genau richtig. Es ist keine Individualprogrammierung notwendig. Wenn die Zahlung in Phantasiedollar erfolgt und sich zwischen Rechnung und Zahlung der Wechselkurs geändert hat, bucht Navision die Wechselkursdifferenz automatisch.

Nur wenn die Zahlung nicht in Phantasiedollar gebucht wird, kann er nicht feststellen, ob es sich um eine Wechselkurs- oder Zahlungsdifferenz handelt. Dann erfolgt keine automatische Ausbuchung.

Mit freundlichen Grüßen

Re: automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

6. Oktober 2008 12:47

Hallo,

vielen Dank für die Antwort. Dachte ich mir es doch.

Da ein System vorliegt, wo dies eben nicht so ist, hat jmd. eine Idee, was da verschlimmbessert wurde oder was (an Modulen oder an Einrichtung) fehlen könnte, dass ein System trotz korrekter Verbuchung in "Phantasiedollar" eben keine automatischen Währungsdifferenzen verbucht?

Viele Grüße
Dolphin

Re: automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

6. Oktober 2008 15:58

Hi,

sind denn bei den Währungen die Felder Kursgewinn unrealisiert Kto., Kursgewinn realisiert Kto., Kursverlust unrealisiert Kto. und Kursverlust realisiert Kto. gefüllt?

Gruß, Marc

Re: automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

6. Oktober 2008 19:15

Hallo Dolphin,

NAV verbucht automatische Wechselkursdifferenzen beim Ausgleich von offenen Posten (Debitoren, Kreditoren), wenn für das Buchungsdatum des Posten der ausgeglichen werden soll und das Buchungsdatum der Zahlung im Fibu-Buchblatt unterschiedliche Wechselkkurse in der Währung hinterlegt sind.
Die Wechselkursdifferenzen werden bei der Zahlung auf den Konten 'realisierter Kursgewinn/-verlust' gebucht, hinterlegt je Währung.

Die Konten für unrealistere Kursgewinne/-verluste benötigt man für die Stapelverarbeitung 'Wechselkursregulierung', welche spätestens zum Bilanzstichtag durchgeführt werden muss. Dabei werden bzgl. existierender offener Deb./Kred.posten unrealisierte Kursgewinne/-verluste ermittelt und gebucht, für NAV Bankkonten geführt in Fremdwährung entsprechend realisierte Kursgewinne/-verluste.

Du erwähnst jeoch auch Anlagevermögen in Deinem ersten Beitrag [ => bei Anlagenbuchhaltungen berücksichtigung bei Abschreibungen ].
Heißt das, Du benötigst eine Minderung der Anschaffungskosten aufgrund von realisierten Kursgewinnen bzw. eine Erhöhung der Anschaffungskosten bei realisierten Kursverlusten? Das kann NAV wirklich nicht im Standard, aber mir ist auch kein anderes Programm bekannt, dass dies kann.

Gruß, Anke

Re: automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

14. Oktober 2008 11:51

Guten Tag,

vielen Dank erstmal für die Antworten, die mir erstmal auch schon weitergeholfen haben. Wirklich ein sehr gutes Forum hier. Das mit den Felder werde ich bei nächster Möglichkeit prüfen lassen.

Zum Thema Anlagevermögen: es geht mir um die Rechnungslegung gem. IFRS/IAS.

Hier eine Darstellung des Ablaufs:

Die Währungsumrechnung der Geschäftsvorfälle von Tochtergesellschaften in Ländern mit "Phantasiedollar" als Landeswährung erfolgt nach der Systematik der funktionalen Währung (in diesem Fall USD der darüber liegenden Muttergesellschaft). Dahinter kommt wieder eine Muttergesellschaft mit Sitz im Euro-Raum (wäre dann ein nachfolgender Schritt, den ich aber erstmal zurückstelle).

Zurück zu den Tochtergesellschaften: demnach sind die Geschäftsvorfälle der Gesellschaften in Ländern mit "Phantasiedollar" derart umzurechnen, als wären sie originär in der funktionalen Währung (USD) angefallen.

Die Währungsumrechnung zur funktionalen Währung ist nach WP-Rückfrage eindeutig nach International Accounting Standard festgelegt, siehe z.B. auch:
http://www.ifrs-portal.com/Texte_deutsc ... S_21_1.htm

D.h., dass die Währungsumrechnung im Anlagevermögen mit den historischen Kursen erfolgen muss. Dementsprechend muss die Berechnung der Abschreibung an diesen historischen Anschaffungskosten (in USD) orientiert werden.

Nach Aussagen des Dienstleisters bezieht Navision die Berechnung der Abschreibung aber auf die ursprünglichen Anschaffungskosten in Landeswährung und nicht in USD. Ein Bezug auf die Anschaffungskosten in USD müsste individuell programmiert werden.

Jetzt frage ich mich, ob tatsächlich alle nach IFRS abschliessende Navisionnutzer das gleiche Problem haben, oder aber ob mir hier eine Individualprogrammierung verpasst werden soll, wo keine nötig ist / falsch konfiguriert ist / ein Modul fehlt.

Ich könnte das vereinfacht auch so fragen: kann Navision IFRS? Da das Problem hier aber eher spezieller und komplexer erscheint und mir ein JA oder NEIN bei IFRS hier nicht ganz genügt, weil ich die Ursache für das Problem kennen möchte, ist m.E. o.g. Darstellung sinnvoller.

Hat jmd. eine Idee?

Auch unabhängig davon: sind Navision, bzw. entsprechende Module hierfür (PS880, IFRS, etc.) eigentlich Softwaretestatmässig aktuell zertifiziert (kenne nur das Standard-PS 880-Zertifikat für Nav4 von der BDO WP AG, welches jedoch m.E. spätestens für Nav5 nicht mehr ganz so aktuell ist).

Vielen Dank im Voraus.
Grüße

[edit: Tippfehler beseitigt]
Dolphin

Re: automatische Buchung von Währungsdifferenzen in Navision

14. Oktober 2008 21:09

Hallo Dolphin,

nach dem was Du beschrieben hast würde ich sagen Du brauchst tatsächlich eine individuelle Anpassung. Aber trotzdem eine Nachfrage: Die Anschaffungskosten werden zu einem historischen Kurs, bei dem alle beteiligten Währungspaare bestimmt sind, eingebucht. In Navision steht also im Anlageposten ein Betrag in MW der dieser Kursumrechnung entspricht. Von diesem aus wird dann abgeschrieben (und soweit ist das mehr oder weniger Standardverhalten von Navision). Das Problem was ich sehe ist das der historische Kurs bei der Einbuchung evtl. noch nicht im System gepflegt ist oder mit falschem Kurs gebucht wurde - dann ist eine korrekte Umbewertung eventuell nicht so einfach, weil AFAIK keine Fremdwährungsregulierung für Anlagenposten existiert. Um dieses Problem gar nicht erst entstehen zu lassen wird bei uns der der korrekte EUR-Wert in einer Nebenrechnung ermittelt und dann so eingebucht und weiter abgeschrieben.
Spannend wird es dann bei einer Konsolidierung mit Umrechnung in eine Konzernwährung. Das sollte aber eigentlich ausserhalb von Navision liegen.
Ob Navision IFRS kann: Ich würde sagen nein. Wir erstellen mit Navision Abschlüsse nach HGB und IFRS, und dazu waren einige Anpassungen nötig.

LG Jens